Geschichte der Bieler Friedhöfe
Nebst dem Friedhof bei der Stadtkirche errichtete 1458 die Johanniterkommende beim Kloster (heutiges Schulhaus Dufour-Ost) einen Friedhof, wo auf Wunsch auch Stadtbürger begraben wurden.
Weiter gab es bei der Siechenkirche, am Platz des heutigen Zeughauses eine Begräbnisstätte für die verstorbenen Siechenkranken und Fremden, dieser wurde 1636 vergrössert. Ebenfalls an der Bözingenstrasse 70-74, beim sogenannten «Rothaus» wurden die «fremden» Soldaten sowie 1814 an Thyphus erkrankte alliierte Soldaten beigesetzt.
Der älteste offizielle Begräbnisplatz in Biel befand sich bis 1541 bei der Stadtkirche im Ring. Auch in der Kirche selbst bestattete man kirchliche und weltliche Würdenträger, bis die Reformation Bestattungen in der Kirche untersagte.
Interessant zu wissen: Beim Restaurant Pfauen ist immer noch ein Friedhofstein aus dieser Zeit ersichtlich. Auf der Oberfläche ist noch ein Schriftrahmen zu erkennen, die Inschrift ist leider nicht mehr lesbar.
1541 entstand hinter der nördlichen Stadtmauer, nahe dem Besentürli, bei der heutigen Ingenieursschule (Quellgasse) der erste Friedhof.
Dieser wurde bis 1871 zweimal vergrössert und bot auch den Verstorbenen von Vingelz und Bözingen während 330 Jahren einen Begräbnisplatz.
Durch die aufkommende Uhrenindustrie nahm die Bevölkerungszahl von Biel zu und es musste nach einer weiteren Friedhofsfläche gesucht werden. So wurde 1871 beim heutigen Stadtpark auf den damaligen «Tanzmatten» ein neuer Friedhof mit Gärtnerwohnung und einer Leichenhalle eingeweiht. Doch auch am neuen Ort wurde der Platz bald knapp, so dass 1903 der heutige Hauptfriedhof Madretsch eröffnet wurde.
Heute gibt’s in Biel 3 offizielle Friedhöfe und ein Familienfriedhof der Familien Bloesch, Schwab, Neuhaus und Köhli, dieser befindet sich westlich hinter dem Hauptgebäude der Ingenieurschule.
Übersicht Friedhöfe in Biel von 1228 bis heute
- Stadtkirche im Ring (von 1228 bis 1541)
- Kloster Johanniterkommende, heutiges Schulhaus Dufour-Ost (von 1458 bis 1525)
- Friedhof hinter nördlicher Stadtmauer, heutige Ingenieurschule (von 1541 bis 1871)
- Siechenfriedhof beim heutigen Zeughaus (von 1477 bis 17 Jh.)
- Soldatenfriedhof beim Rothaus an der Bözingenstrasse 70-74 (um 1800)
- Friedhof Tanzmatten, heutiger Stadtpark (von 1871 bis 1903)
- Friehof Madretsch (von 1903 bis heute)
- Friedhof Mett (4 Jh. bis heute)
- Friedhof Bözingen (von 1838 bis heute)
Geschichte Friedhof Bözingen
Der erste Friedhof in Bözingen befand sich 1838 hinter dem Schulhaus, also mitten im Dorf. Zum gleichen Zeitpunkt etwa, wo man den Friedhof Madretsch erbaute (1903) verlegte man den Friedhof Bözingen ostwärts, an den heutigen Standort.
Geschichte Friedhof Mett
Schon im 4. Jahrhundert n. Chr. erbaute man am Standort der heutigen St. Stephan Kirche ein Mausoleum, dessen Lage an einem viel begangenen Verkehrsweg lag, was dem römischen Brauch entsprach. In der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts wurde das zerfallene Mausoleum zu einem Grabmonument umgebaut bis um 700 darauf die 1. Kirche von Mett entstand. Darin wurden weiterhin Leute bestattet. Bei den fast 50 Verstorbenen, die in der ersten Kirche beigesetzt worden waren, fanden sich Trachtbestandteile aus frühromanischer Zeit, die zwischen 625 und 685 datiert werden konnten. Zahlreiche frühmittelalterliche Steinkisten enthielten mehr als nur eine Bestattung, womit die Zahl der begrabenen Individuen mindestens 238 beträgt. Die anthropologische Untersuchung der Skelette wies unter den Individuen gewisse Eigenheiten nach. Es dürfte sich daher bei den Bestatteten um Angehörige der gleichen Familie gehandelt haben.
1898 musste sich der Gemeinderat von Biel nach einem weiteren Areal für Bestattungen umsehen, da die Friedhofanlage auf der «Tanzmatte» der wachsenden Bevölkerung nicht mehr gewachsen war. Der dafür vorgesehene Landerwerb lag im Mettfeld zwischen dem Krähenberg und der Eisenbahnlinie nach Mett, also beidseitig der Landstrasse. Dieser Vorschlag wurde von den Gemeinden Madretsch und Mett abgelehnt.
Erst 1879 bei der Renovation der St. Stephanskirche wurde die Friedhofanlage in Mett offiziell eröffnet.
Geschichte Friedhof Madretsch
Nachdem der 1871 auf den «Tanzmatten» angelegte Friedhof Ende des 19. Jahrhunderts bereits fast voll belegt war und dieser sich aufgrund der Boden- und Platzverhältnisse nicht für eine Weiterentwicklung und Vergrösserung eignete, musste die Stadt Biel einen Standort für einen neuen Friedhof suchen. Aufgrund des prognostizierten Stadt- und Bevölkerungswachstums musste die neue Friedhofsfläche ausreichend gross sein. Die Standortwahl gestaltete sich nicht ganz einfach. In einem ersten Anlauf wurde eine Fläche im Gemeindegebiet Mett beim Käferberg anvisiert, doch aufgrund von Widerständen aus der Gemeinde Mett, denn auch diese wollte ihr Siedlungswachstum nicht durch einen Friedhof Einschränken, musste ein zweiter Anlauf genommen werden.
1900/ 1901 wurde in einem Volksentscheid dem Kredit für die Anlage des Friedhofs in Madretsch zugestimmt. So wurde im Jahre 1903 der neue Hauptfriedhof in Biel eingeweiht.
Es erfolgten Erweiterungen und Umbauten:
- 1911: Bau Krematorium
- 1915: Entwässerungsprojekt (Einbau Drainage zur Absenkung des Grundwassers)
- 1923/24: Erweiterung Friedhof und Neubau von zwei Urnenhallen
- 1935: Bau Kolumbarium beim Krematorium
- 1955/58: Neubau Gärtnerhaus, Dienstgebäude, Parkplatz sowie Neugestaltung Vorplatz
- 1958/61: Neubau Abdankungshalle, Kapelle 2. Erweiterung Friedhof auf Seite Mösliweg.
- 1986: Anlage Grab der Ungenannten im Bärletwald
- 2012: Neubau Abteilung für muslimische Verstorbene
- 2019: Gemeinschaftsgrab mit Namen
- 2022: Erinnerungsgarten für Haustiere
Jüdische Abteilung
Verstorbene jüdische Bieler/Innen wurden bis 1871 bei den Freidhöfen Hegenheim im Elsass oder Hagenthal in der Nähe von Basel beigesetzt. 1871 wurde in Bern ein jüdischer Friedhof eröffnet, wo dann auch die Juden aus Biel bestattet wurden. Von 1870 bis 1893 wurden alle Anfragen, um einen jüdischen Begräbnisplatz in Biel vom Gemeinderat abgelehnt. 1889 stellte die israelische Kultusgemeinde Biel bei der Berner Regierung den Antrag einen eigenen Friedhof in Mett anlegen zu dürfen. Dieser wurde mit folgender Begründung abgelehnt (Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1889) «Bern, 22. Januar 1889. Die Berner Regierung hat das Gesuch der israelitischen Kultusgemeinde in Biel um Bewilligung, einen eigenen Friedhof in Mett anzulegen, abgewiesen, weil das Begräbniswesen nach eidgenössischem und kantonalem Rechte jedes konfessionellen Charakters entkleidet sei und in Ausführung dessen das Dekret über das Begräbniswesen, die Beerdigung aller Verstorbenen in dem öffentlichen Begräbnisplatze vorschreibe. Zu den dabei vorgesehenen Ausnahmen gehört die Anlage eines nicht öffentlichen, nicht ausschließlich unter der Ortspolizei-Behörde stehenden, nur für Angehörige einer einzelnen Konfession bestimmten Begräbnisplatzes nicht.»
1893 konnte eine Vereinbarung mit der Stadt beschlossen werden, in welcher ein Teil des Friedhofs auf den Tanzmatten der jüdischen Gemeinde überlassen wurde.
Mit dem Bau des Hauptfriedhofs Madretsch 1903 wurden die meisten der 21 jüdischen Gräber dorthin überführt und die jüdische Bevölkerung konnte von da an ihre Angehörigen offiziell in Biel bestatten.
Einige Grabsteine sind heutzutage nicht mehr lesbar. Von den Begrabenen gibt es keine Verwandten mehr, so dass das Grab ungepflegt bleibt. Die Pflege des Grabs selbst obliegt der Familie / den Verwandten und der restliche Teil der Stadt. Man trifft liegende und vertikale Grabsteine an. Während die Aschkenasim (deutschstämmige und osteuropäische Juden) aufrechte Steine auf ihre Gräber stellten, bestatteten die Sephardim (portugiesische und spanische Juden) ihre Toten unter flachliegenden Grabplatten oder Zeltgräbern. In Mittel- und Osteuropa sind überwiegend aschkenasische Bestattungsarten verbreitet. Anfangs wurden die Toten nach Jerusalem ausgerichtet, diese Tradition wird seit dem 18. Jahrhundert nicht mehr fortgesetzt.
Die Inschrift auf den Grabsteinen ist normalerweise hebräisch. Die Inschrift folgt antiken griechischen und römischen Vorbildern und ist dreiteilig gegliedert. Die Einleitungsformel ist einheitlich und lautet in etwa: Hier ist begraben «פה נקבר», oftmals nur in zwei Zeichen ('פ'נ ) abgekürzt. Der Mittelteil nennt den Namen des Verstorbenen und Daten. Ein Segenswunsch («Seine/Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens!», תהיה
נפשו/נפשה צרורה בצרור החיים , abgekürzt ת׳נ׳צ׳ב׳ה׳ ) schließt die Inschrift ab.
Geschichte Krematorium
Im 19 Jh. wurden nebst den Erdbestattungen auch Feuerbestattungen zu einem festen Bestandteil bei einem Todesfall. 1890 wurde in Biel ein Feuerbestatterverein gegründet. Mit dessen Unterstützung erbaute der Bieler Architekt August Haag 1911 das erste Krematorium auf dem Friedhof Madretsch. Anfangs stand die Bevölkerung der Feuerbestattung kritisch gegenüber. So fanden 1912 bloss 23 Kremationen gegenüber 297 Erdbestattungen statt. 1940 waren es dann schon 231 gegenüber 296.
Unter der Leitung des Architekten Robert Saager wurde 1933 die mit Kohlen beheizte Offenanlage durch eine elektrische ersetzt. Dabei wurde das Krematorium erstmal umgebaut und erweitert. 1946 musste die elektrische Offenanlage erstmals ersetzt werden. 1951-1953 fand eine zweite Erweiterung durch den Anbau von Leichenaufbewahrungszellen statt. Der letzte grössere Umbau erfolgte in den 70er Jahren. 1992 wurde die elektrisch betriebene Offenanlage durch eine Halbautomatische ausgewechselt.
Schon 1933 beim Einbau der elektrischen Ofenanlage wurde eine Studie zum Energieverbrauch gemacht. Unter anderem verglich man die Kosten und Energiegewinnung mittels Koks-, Gas,- und der elektronischen –beheizung. Schon damals stand die Wirtschaftlichkeit mittels der elektronischen Beheizung klar im Vorteil. Auch weil man dadurch der Rauchemission entgegenwirken konnte und man weniger oft die feuerfesten Ofensteine ersetzen musste. Diese Verbrennungsform hat sich für die Stadt Biel bis heute bewährt. Das Thema Energieverbrauch ist wieder top aktuell, darum nutzt man die Fernwärme des Krematoriums, um an kalten Tagen die Kapelle 2 zu beheizen.
Im Kanton Bern gibt es 4 weitere Krematorium diese befinden sich in Burgdorf, Bern, Langenthal und Thun.