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Marc-André Léchot, Präsident der Téléski SA Les Prés-d’Orvin

Für tief gelegene Skistationen ist der Klimawandel eine Bedrohung. Die Téléski SA Les Prés-d’Orvin macht sich bereits Gedanken über Alternativen zum heutigen Wintersportbetrieb, sagt Verwaltungsratspräsident Marc-André Léchot.

«Vielleicht ist der Skibetrieb schon bald nicht mehr rentabel»

Marc-André Léchot, Verwaltungspräsident der Téléskis SA Les Près-d'Orvin
Marc-André Léchot, Verwaltungsratspräsident der Téléski SA Les Prés-d’Orvin

Wie wirkt sich der Klimawandel im Skigebiet von Les Prés-d’Orvin aus?

Es gab hier schon immer schneereiche und schneearme Winter. In der Saison 2006/07 hatten wir gerade vier Tage geöffnet, 2019/20 nur einen halben Tag. Wir hatten aber auch fantastische Verhältnisse 2012/13 mit 90 Betriebstagen oder 2017/18 mit 85 Betriebstagen. Wir stellen keine generelle Verschlechterung fest.

Sind Sie also vom Klimawandel bisher nicht betroffen?

Nur insofern, dass der Schnee oft später kommt, manchmal erst im Januar oder Februar. Dann fällt der für uns wichtige Betrieb über die Festtage aus. Auch die Eigenschaften des Bodens und des Schnees haben sich etwas verändert. Die ältere Generation sagt mir, dass der Boden früher nasser war und im Dezember gefror. Darauf konnte sich eine solide Schneeunterlage bilden. Heute müssen wir diese Unterlage künstlich herstellen, indem wir den Schnee mit dem Pistenfahrzeug verdichten. Aber das ist nur möglich, wenn genug Schnee liegt, sonst beschädigen wir die Wiesen.

Warum setzen Sie keine Schneekanonen ein?

Künstliches Beschneien benötigt grosse Mengen Wasser. In Les Prés-d’Orvin existieren keine ausreichenden Wasservorkommen. Wasser ist hier oben etwas sehr Kostbares, da kommt eine Verwendung zur Herstellung von Schnee nicht in Frage.

Hat Skifahren in Les Prés-d’Orvin eine Zukunft?

Der Ort ist im Winter beliebter als je zuvor. Aber wir sind uns bewusst, dass sich das schon bald ändern und der Skibetrieb vielleicht bald nicht mehr rentabel sein könnte. Bei Investitionen in den Unterhalt der Anlagen fragen wir uns immer, ob sich die noch lohnen. Es ist ein Risiko. Wir denken auch darüber nach, Geld für den Rückbau der Anlagen beiseitezulegen, falls wir den Betrieb einstellen müssen.

Sie rechnen mit dem Schlimmsten?

Wir hoffen, den Skibetrieb möglichst lange aufrechterhalten zu können. Aber alle tief gelegenen Skistationen müssen sich mit der Klimaerwärmung auseinandersetzen. Wir überlegen uns zum Beispiel, ob wir mit einem Bike-Park im Sommer Einnahmen generieren könnten, um Ertragsausfälle im Winter zu kompensieren. Für den Bau von Bike-Trails wären aber grosse Investitionen erforderlich. Auch müsste man die Interessen des Naturschutzes, der Landwirtschaft und der Anwohnerschaft berücksichtigen. Wir stehen erst ganz am Anfang mit solchen Überlegungen.

Sie planen also bereits für Zeiten mit schneearmen Wintern, obwohl Les Prés-d’Orvin bisher genug Schnee hat?

Der Klimawandel ist unter den Wintersportorten im ganzen Jurabogen ein vieldiskutiertes Thema. Viele Stationen suchen nach Möglichkeiten, den Sommertourismus zu stärken, um nicht plötzlich vor dem Nichts zu stehen. Der Verwaltungsrat der Téléski SA Les Prés-d’Orvin will sich nicht in 10 Jahren vorwerfen lassen, dass er die Entwicklung verpasst habe.

Marc-André Léchot

Marc-André Léchot war von 2014 bis 2020 Gemeindepräsident von Orvin. Er ist seit 2014 Mitglied des Verwaltungsrats der Téléski SA Les Prés-d’Orvin, den er seit 2018 präsidiert. Die Gesellschaft wurde 1999 gegründet und ist im Besitz der Einwohnergemeinde Orvin und der Burgergemeinde Orvin.

Infos zum Skigebiet:

  • Lage auf 1030 bis 1230 m ü. M.
  • durchschnittliche Betriebsdauer pro Jahr (1998 bis 2018): 56 Tage
  • Inbetriebnahme des ersten Skilifts: Winter 1954/55
  • Anlagen 2021/22: 2 Skilifte, 3 Babylifte, 5 km Skipisten
  • presdorvin-ski.ch